Lilo und der Schmerz der Anderen
24.09-07.10.2025
Wiederaufnahme
Nach zwei intensiven Wochen im vergangenen Jahr, die mit der Uraufführung des Stücks in Berlin-Kreuzberg ihren Höhepunkt fanden, nehmen wir in diesem Jahr im inzwischen zwölften Tanztheaterprojekt von Ohne Stimme das Stück „Lilo und der Schmerz der Anderen“ wieder auf. Wir beschäftigen uns dabei erneut mit der Geschichte und dem Poesiealbum Lilo Ermanns sowie mit dem Holocaust und dem Leid anderer Minderheiten – ohne die Singularität des Holocaust in Frage zu stellen. Aufbauend auf dem Stück des vergangenen Jahres verändern wir einzelne Elemente und erweitern es um neue inhaltliche Impulse, etwa einen Stadtrundgang durch Saarbrücken rund um die ehemalige Wohnstätte von Lilo Ermann.
Ort der Wiederaufnahme ist - wie bereits vor zwei Jahren - die Montessori-Gemeinschaftsschule in Friedrichsthal, die uns im laufenden Schulbetrieb ihre Turnhalle sowie weitere Teile der Schule zur Verfügung stellt. Hier schlafen, trainieren und proben wir - und hier wird auch die Aufführung stattfinden.
Die Vorstellung findet am 05.09.2025 um 19.00 Uhr in der Turnhalle der Schule statt. Einlass ist ab 18.30 Uhr, der Eintritt beträgt 7 Euro. Wir freuen uns auf ein weiteres intensives und bereicherndes Projekt!
04.08-18.08.2024
Berlin
Das elfte Tanztheaterprojekt von Ohne Stimme befasst sich unter dem Titel "Lilo und der Schmerz der Anderen" mit der Geschichte und dem Poesiealbum Lilo Ermanns, einem jüdischen Mädchen, das zur Zeit des Nationalsozialismus lebte. 1943 wurde sie gemeinsam mit ihrer Familie in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau gebracht, wo sie von den Nazis ermordet wurden. In dem Projekt beschäftigen wir uns - in Verbindung mit ihrer Lebensgeschichte - mit dem Holocaust und dem Leid anderer Minderheiten. Wir wollen uns vielstimmig an das Leid unterdrückter und ermordeter Menschen erinnern, vom Widerstand gegen jede Form von Abwertung und Ausgrenzung lernen und uns das vor Augen halten, was verloren geht, wenn sich Gewalt durchsetzt.
PROJEKT IN DER HAUPTSTADT DEUTSCHLANDS
Nach den Projekten in Sarajevo, Târgu Jiu, Portbou und Saint Chély d´Apcher sowie den Wiederaufnahmen in Spichern und Saarbrücken führt es uns dieses Jahr nach Berlin. Mit 60 Teilnehmenden aus Bosnien, Frankreich, Deutschland, Spanien und den Niederlanden und dem kompletten Team um die Projektleiter*innen Heiner Buchen und Daniela Ciccolini sind wir in einer Grundschule in Spandau untergebracht. Über die zwei Wochen erarbeiten und proben die Teilnehmenden gemeinsam mit den Choerograph*innen das Tanztheaterstück, bevor es dann am 16.08.2024 im Studio 1 des Kunstquartiers Bethanien uraufgeführt wird. Vertiefend und um den Teilnehmenden das Stück und dessen Inhalte näherzubringen, sind Referentinnen für erinnerungskulturelle und historisch-politische Bildung Teil unseres Teams. Sie geben inhaltliche Inputs, die dazu dienen, den Teilnehmenden den Austausch über die diesjährige Thematik des Stücks zu ermöglichen. Teil dessen sind beispielsweise die Vorstellung bedeutender Denkmäler und deren Kontext sowie Einblicke in Geschichte und Leid verschiedener verfolgter Gruppen.
LILO ERMANNS POESIEALBUM
Bei dem Poesie-Album von Lilo Ermann handelt es sich um ein kleines rotes Büchlein mit kurzen lyrischen Texten, die von ihren Eltern, ihren Verwandten und Freund*innen geschrieben wurden. Dieses Poesie-Album wird in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem aufbewahrt. Für einige Wochen wurde das Büchlein an die Stadt Saarbrücken ausgeliehen, die Stadt in der Lilo Ermann ihre Kindheit und Jugend verbracht hat.


DER SCHMERZ DER ANDEREN
Lyrische Texte von Menschen in Europa, Asien und in Westafrika, die in Katastrophen gelebt haben, sind Ausgangspunkt für die tänzerischen Bilder, die entwickelt werden. Gedichte sind haltbarer als Prosa. Prosa verschleißt sich, wird allzu rasch vergessen. Lyrik ist unverrückbar, sie fasst Unfassbares in Worte. Gedichte sind wie Träume, die eine Möglichkeit sind, um sich Luft zu verschaffen – gerade in atemloser Zeit.
Texte wie z.B. dieser von Selma Merbaum, den sie im Sommer 1941 geschrieben hat, als sie 17 Jahre alt war:
Ich möchte leben.
Ich möchte lachen und Lasten haben
und möchte kämpfen und lieben und hassen
und möchte den Himmel mit Händen fassen
und möchte frei sein und atmen und schrein
Ich will nicht sterben. Nein!
Nein.

Projektleitung:
Heiner Buchen
Daniela Ciccolini
Künstlerische Leitung:
Hannah Chandra Mahler
Künstlerische Co-Leitung:
Bai Li Wiegmans, Safet Mistele
Choreograf:innen 2024:
Hannah Chandra Mahler, Bai Li Wiegmans, Safet Mistele, Chloé Lilla Bojoly, Laura Schönlau, Dženita Hasečić, Stella Schirra, Jacqueline Kärcher
Choreograf:innen 2025:
Hannah Chandra Mahler, Bai Li Wiegmans, Chloé Lilla Bojoly, Dženita Hasečić, Serkan Bozkurt
Dramaturgie:
Hannah Chandra Mahler, Heiner Buchen
Musik: Carsten Thiele, Bastian Benjamin, Bongjin Jung
Visual arts: Benjamin Brujić
Lichtdesign: Hannah Chandra Mahler
Videografie und Fotografie: CJ Viñalon, Julian Bidot, Sophia Klimpel-Akahoshi
Öffentlichkeitsarbeit 2024:
Julian Bidot, Nicolas Manstein, Sophie Yelda Siegwart
Öffentlichkeitsarbeit 2025:
Julian Bidot, Nicolas Manstein, Marianna Raffele
Pädagogisches Team 2024:
Heiner Buchen, Daniela Ciccolini, Esther Roca Vila, Antonia Miermeister, Adnan Alouch, Thomas Baczkowski, Hania Jelicicova
Pädagogisches Team 2025:
Heiner Buchen, Daniela Ciccolini, Adnan Alouch, Thomas Baczkowski, Elisa Sanchez, Gabriela Bot & Nicolas Manstein
Referentinnen für erinnerungskulturelle und historisch-politische Bildung 2024:
Alisa Alič, Leah Rajchlin, Michelle Anna Zimmer, David C. Bou
Internationale Partner:innen:
Dženita Hasečić, Tarik Osmanagić, Esther Roca Vila
Küchenteam:
Bärbel Walter, Delia Lauterbach, Maria Foltin, Monika Andres, Sibylle Kurz & Renate Rebmann