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Lilo und der Schmerz der Anderen 2024

  • 31. Aug. 2024
  • 4 Min. Lesezeit

©CJ
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Das diesjährige Tanzprojekt in Berlin begann am 04. August. Aus verschiedensten Richtungen reisten Teilnehmende aus Bosnien, Frankreich, Spanien und Deutschland an die Mary Poppins Grundschule in Berlin-Spandau. Hier sind die knapp 60 Teilnehmenden untergebracht und erleben über zwei Wochen ein gemeinsames, interkulturelles Zusammenleben, in dessen Rahmen sie individuell und kollektiv Erfahrungen sammeln und ein Tanztheaterstück mit dem Titel „Lilo und der Schmerz der Anderen“ erarbeiten. Auf tänzerischer Ebene erarbeiten die Teilnehmenden das Stück mit einem Team aus sieben Choreograph*innen unter der Leitung von Hannah Chandra Mahler und erhalten inhaltliche Unterstützung von drei Referentinnen für erinnerungskulturelle und historisch-politische Bildung, die Inputs und Workshops geben und den Teilnehmenden so eine Brücke zwischen dem Inhalt des Projekts und dem Verständnis der jeweiligen Szenen bieten. Komplettiert wird das Ensemble des diesjährigen Passagen-Projekts von dem pädagogischen Team um den Gründer und Projektleiter Heiner Buchen und der Co-Leiterin Daniela Ciccolini, dem Organisations- & Öffentlichkeitsteam sowie einzelnen Teammitgliedern in den Bereichen Musik, Visual Arts und Dokumentation.

 

Besonders am diesjährigen Projekt ist der Aufbau der Proben und die Unterschiede zwischen der ersten und zweiten Woche. In der ersten Woche ist der Mittelpunkt unserer Proben die Sporthalle. Hier geht es darum, dass sich die Teilnehmenden kennenlernen und unter Anleitung der Choreograph*innen die Szenen des Stücks proben und ein Gefühl für sie bekommen. In der zweiten Woche finden die Proben dann ab Dienstag am Aufführungsort in Berlin-Kreuzberg im Studio 1 des Kunstquartiers Bethanien statt. Hier geht es darum, die einzelnen Szenen zu vertiefen und miteinander zu verbinden, damit sie am Ende der Woche alle Szenen als ein zusammenhängendes Stück aufführen können. Donnerstag, also am 15. August findet dann die öffentliche Generalprobe um 17.30 Uhr statt, bevor es dann am Freitag, den 16. August 2024 zur Uraufführung des Stücks kommt - Tickets gibt es an der Abendkasse für 5€!


Tagesplanung


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Der Ablauf der Tage ist zumeist ähnlich, auch wenn es vereinzelt Unterschiede in den Zeitplänen gibt und zwischen der ersten und zweiten Woche Anpassungen vorgenommen werden. Die Tage beginnen dabei um halb acht, wenn die Teilnehmenden, die in der Turnhalle oder vereinzelt in Zelten schlafen, geweckt werden und langsam gegen 08 Uhr frühstücken. Wenn dann alle gestärkt und aufgefrischt in den Tag starten können, beginnt um 10 Uhr das erste Element. Manchmal mit einem kleinen Warm-up oder Workshops mit inhaltlichem oder körperlichem Schwerpunkt - bevor es dann im Anschluss mit der tänzerischen Arbeit bei den Proben der jeweiligen Szenen beginnt. Der erste Tanzblock dauert dann zumeist drei oder vier Stunden, wobei es auch immer wieder eine Trinkpause mit kleinen Snacks gibt, in denen die Teilnehmenden durchatmen können. Mittagessen gibt es dann gegen 14 Uhr oder 15 Uhr und im Anschluss eine Mittagspause von etwa einer Stunde zum Durchatmen und Unterhalten, bevor es dann mit dem zweiten Tanzblock weitergeht. Gegen 19.30 Uhr gibt es dann ein Abendessen, in dem uns in der ersten Woche verschiedene Eltern von Teilnehmenden aus Berlin und im Anschluss unser Küchenteam Bärbel, Delia und Maria mit verschiedenen Variationen an Essen - warm und kalt - unterstützt haben. Nach dem Abendessen gab es in der ersten Woche noch zumeist Workshops - hier gab es einerseits inhaltlichen Input zum Verständnis für das Stück, aber auch tänzerische Einführungen von unseren Choreograph*innen in verschiedene Tanzstile.


Workshops

Die Wahl des Themas "Lilo und der Schmerz der Anderen" hat ihren Ursprung in der Person Lilo Ermann bzw. ihrem Poesiealbum. Sie war ein jüdisches Mädchen, das in Saarbrücken aufwuchs und ihre Kindheit und Jugend dort verbrachte. Nachdem sich das Saarland 1935 dem nationalsozialistischen Deutschland angeschlossen hatte, musste Ermann fliehen. Im Jahr 1943 wurde sie allerdings mit ihrer Familie nach Auschwitz-Birkenau gebracht und von den Nazis ermordet. In dieser Zeit führte sie dieses besagte Poesiealbum, in dem sich Gedichte von Verwandten und Freund*innen über die Zeit und Lilos Leben finden. Diese Gedichte fanden im vergangenen Jahr ihren Weg zurück in die Heimat von Lilo Ermann, da die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, in der das Poesiealbum aufbewahrt wird, im Oktober anlässlich ihres 70-jährigen Bestehens jedem Bundesland ein passendes Ausstellungsstück zur Verfügung stellte. Durch dieses Poesiealbum, das ins Saarland gebracht wurde, entstand die Idee mit Poesie zu arbeiten und so suchten wir uns ältere und neuere Gedichte, die sich mit dem Schmerz und dem Leid unterdrückter Menschen und Gruppen beschäftigen. Zusammen ergeben diese drei Dinge unser diesjähriges Thema.

Behandelt wurden diese Themen in verschiedenen Workshops. Den Beginn machte dabei der Besuch dreier Mahnmäler, zu denen es ein paar verbale Hintergründe gab, aber auch Zeit für die Teilnehmenden, die Mahnmäler anzuschauen und sich mit ihnen auf emotionaler Ebene auseinanderzusetzen. Dabei besuchten wir einerseits das Holocaust-Mahnmal als Denkmal für die ermordeten Juden, das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen, in dem in einem Fenster ein Film mit einer gleichgeschlechtlichen Liebesszene gezeigt wird und das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas, eine Lichtung im Berliner Tiergarten, in dessen Mitte ein Brunnen mit einem versenkbaren Stein steht, auf den täglich eine frische Blume gelegt wird. In den nächsten Workshops ging es um Lilo Ermann, wie sie aufgewachsen ist, was man über sie weiß und wie ihre Flucht aussah, sowie einen Einblick, was jüdisches Leben bedeutet und ausmacht. Abschließend wurde noch auf die Anderen geschaut und mit verschiedensten Gedichten gearbeitet, die zum Teil auch in das Stück eingeflossen sind.


Weitere Infos zu unserem Thema haben wir zudem auf Instagram in Reels präsentiert:


Weitere Eindrücke




 
 
 

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